Ein Käfer betrachtete kritisch einen anderen Käfer und bemerkte die vielen Falten um ​seine Augen.
„Oh, zu viel in der Sonne gesessen?“, fragte er spöttisch. „Oder zu viel gelacht?“  „Vielleicht von beidem etwas!“, antwortete der andere und lachte.

Pfarrerin Ute Weiser

Manchmal ist es schwer, das Leben zu genießen. Zu viel stellt sich in den Weg. Da sind Sorgen und Ängste. Wir grübeln, igeln uns in dieses Grübeln ein. Besonders in der Nacht gelingt uns das. Das Sprichwort: „In der Nacht sind alle Katzen grau“, meint genau das: Alles ist schwer in der Nacht in unseren dunklen Gedanken. Was uns belastet, scheint kaum lösbar, die Ängste vor der Zukunft sind handfest nahe. Im nächtlichen Grübeln gibt es keine Offenheit für überraschende Wendungen und kleine Wunder, die das Leben eben auch bereithält. In der Nacht ist alles grau in unseren Gedanken.

Und dann explodiert in diesen Tagen und Wochen das Leben um uns herum. Frühling, Frühsommer. Die Sonne scheint, die Blumen blühen, die Vögel singen und sorgen für neues Leben. Überall ist Schönheit greifbar. Mitten in unseren Sorgen und Ängsten will uns das berühren. Jetzt greifbar werden. Und uns damit verwandeln. Wie beim Käfer: Ja, gerne in der Sonne sitzen und viel lachen – was sind schon Falten? Und was kümmert mich der Neid der anderen?

Genießen – dürfen wir das? Fragen manche.

Sie leisten in der Pflege Unglaubliches, sind für ihre Menschen da. Oft bis an den Rand der Erschöpfung. Dürfen wir das, angesichts der traurigen Situation, in der wir stehen? Denn es wird ja nicht besser, es wird eher schwerer. Und immer ist da die Frage: reichen meine Kräfte? Und schon gehen die Sorgen wieder los.

Es stimmt, was uns das Leben schwer macht und die Luft zum Atmen raubt, das kann man nicht wegreden. Aber man kann lernen, das andere wieder zu sehen und zuzulassen. Das neue Leben, das Lachen, die Sonne, die Freude am Leben. Gott will nicht, dass wir die Freude am Leben verlieren, er will nicht, dass Sorgen und Ängste uns auffressen. Er lädt uns ein zum Leben, es ist sein Geschenk. Es kommt darauf an, dieses Geschenk wieder bewusst wahrzunehmen, sich schenken zu lassen.

Wie gelingt das?

In dem man sich Zeit nimmt, Zeit für sich selbst, gerade in belastenden Lebensphasen. Zeit dafür, die Seele baumeln zu lassen oder Zeit, Zeit, in der wir mal gar nichts tun. Oder Zeit für unser Hobby oder Zeit ein neues zu entdecken. Tun wir das nicht, verlieren wir die Freude in unserem Leben. Das aber darf um unserer Willen und um Gottes Willen nicht sein!

Wir sind in allen Phasen unseres Lebens für die Freude gemacht, für das Lachen und das Leben. Das brauchen wir nicht auf ein „später“ verschieben. Also: Genießen Sie in diesen Tagen dieses wunderbare Leben, trotz allem!

EINMAL WIRD UNS GEWISS DIE RECHNUNG PRÄSENTIERT,

FÜR DEN SONNENSCHEIN UND DAS RAUSCHEN DER BLÄTTER,

DIE SANFTEN MAIGLÖCKCHEN UND DIE DUNKLEN TANNEN,

FÜR DEN SCHNEE UND DEN WIND,

DEN VOGELFLUG UND DAS GRAS UND DIE SCHMETTERLINGE,

FÜR DIE LUFT, DIE WIR GEATMET HABEN,

UND DEN BLICK AUF DIE STERNE UND FÜR DIE TAGE, DIE ABENDE UND DIE NÄCHTE.

EINMAL WIRD ES ZEIT, DASS WIR AUFBRECHEN UND BEZAHLEN.

BITTE DIE RECHNUNG!

DOCH WIR HABEN SIE OHNE DEN WIRT GEMACHT:

ICH HABE EUCH EINGELADEN, SAGT DER UND LACHT, SOWEIT DIE ERDE REICHT:

ES WAR MIR EIN VERGNÜGEN!

(Lothar Zenetti)

Ute Weiser, Ev. Kirchengemeinde Bad Kreuznach