Foto: Annerut Marx / Dipl. Sozialarbeiterin

Ich stelle fest: in meiner Umgebung ist dieses Jahr im August etwas anders als in den letzten Jahren, es sticht ins Auge:

ES GRÜNT

Die Bäume vor meinem Balkon leiden dieses Jahr nicht an Hitzestress, sie sind herrlich grün und saftig. Die Wiesen in der Umgebung strotzen auch vor Leuchtkraft. Und wenn ich in die nahegelegenen Wälder schaue, dann sind dieses Jahr nur sehr wenige braune Flecken darin zu sehen.

 

So dankbar wie dieses Jahr war ich selten über den Regen im Sommer, erschreckend zeugen die verheerenden Waldbrände in vielen Teilen der Welt von den dramatischen Auswirkungen der Trockenheit.

Im Psalm 23 heißt es: 

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischem Wasser. Er erquicket meine Seele.“

Der Psalmbeter David zeichnet hier ein Bild von einer grünen Aue und bringt es in Verbindung mit der Erquickung der Seele. Auch ich stelle immer wieder fest: Das Grün der Natur erquickt meine Seele. Es tut gut und erfrischt, das Grün bei einem Spaziergang auf mich wirken zu lassen, darin einzutauchen. Die grüne Natur wirkt auf mich wie eine Kraftquelle, die mich umgibt und deren Kraft ich in mich aufnehmen darf. Ganz umsonst finde ich diese Kraftquelle vor meiner Haustür.

Auch die Mystikerin Hildegard von Bingen kennt diese „Grünkraft“, lat. Viriditas. In einem Lied „O nobilissima viriditas” besingt sie die Grünkraft:

„O edelstes Grün, das seine Wurzeln in der Sonne hat und das in heiterem hellem Glanz im Kreis leuchtet, von keiner irdischen Intelligenz zu begreifen, Du bist umfangen von der großen Umarmung der göttlichen Geheimnisse. Wie die Morgenröte strahlst du und glühst wie das Feuer der Sonne.“

Für Hildegard von Bingen wirkt diese edle und mächtige Grünkraft in allem Lebendigen, sie bringt Wachstum und Gedeihen hervor. Als Naturforscherin und heilkundige Äbtissin kannte sie auch die heilsame Wirkung der Grünkraft. Diese Grünkraft steht für sie in Verbindung mit dem göttlichen Geheimnis zu, beides gehört zusammen. So wie ich es verstehe, ist für sie alle Grünkraft, der wir begegnen, zugleich auch immer eine Begegnung mit der Gotteskraft, die in allem wirkt. Welch ein schöner Gedanke!

Lassen Sie uns diese Grünkraft in uns aufnehmen und wirken!

Text/Foto:
Annerut Marx
Dipl. Sozialarbeiterin