Es ist Anfang März, vor einer Woche hat die Fastenzeit begonnen.

Viele Menschen nutzen diese Zeit bis Ostern, um für sieben Wochen bewusst auf etwas zu verzichten. 

Foto: Annette Stambke

Oft ist es eine liebe Gewohnheit, die man jetzt lässt. Die man zwar übers Jahr schätzt und genießt – das Glas Wein am Abend, die Schokolade zwischenrein, „online sein“ zu jeder Zeit, lange Fernsehabende …- Gewohnheiten, die mitunter auch ein gewisses „zu viel davon“ mit sich bringen. Die Fastenzeit kann eine Zeit für  Entlastung sein und Zeit ein neues Maß für sich zu finden. 

Vielleicht ist auch über die Gewohnheit die Wertschätzung dieser „lieben Dinge“ verloren gegangen und die Konsumpause in den sieben Wochen kann sie wieder bewusst und spürbar machen. 

Wieder andere üben nicht Verzicht, sondern nehmen sich bewusst Zeit für etwas, das im Vielerlei des Alltags oft verloren geht und einem doch wichtig ist. Ein abendlicher Spaziergang vielleicht, mehr Aufmerksamkeit für die Gespräche bei gemeinsamer Familienmahlzeit, Zeit für lang aufgeschobene Telefonate …

Es gibt heute eine große Vielfalt an Möglichkeiten, Anregungen und Ratgebern, die Fastenzeit für sich zu gestalten und den Alltag auf eine Weise zu unterbrechen, die Körper, Seele und Geist guttut. Viele dieser Möglichkeiten möchten den Fastenden in diesen Wochen unterstützen, den Blick auch nach innen zu richten und Raum zu schaffen für die Begegnung mit sich selbst: achtsam spüren, was ist und was einen bewegt und was man dazu vielleicht braucht.

Im religiösen Kontext möchte die Fastenzeit auch einladen, der eigenen Gottesbeziehung bewusst Raum zu geben. Vielleicht mit einer regelmäßigen Zeit fürs Gebet, für Stille und das innere Gespräch mit Gott. Ein Thema zu Leben und Glauben kann diese Zeit begleiten, zum Beispiel mit einem Fastenkalender. Kirchen und spirituelle Gemeinschaften geben dazu verschiedene Anregungen. Sie machen einem auch bewusst, man ist nicht alleine unterwegs in dieser Zeit, viele andere sind es auch. Fastenzeit möchte dem einzelnen Menschen Raum für sich schenken und auch das Bewusstsein der Gemeinschaft im miteinander Leben und miteinander Glauben.

Ich persönlich schätze zum einen die Fastenaktion der evangelischen Kirche „7 Wochen Ohne“. In diesem Jahr zum Thema „Leuchten! 7 Wochen ohne
Verzagtheit“ mit täglichen kurzen Gedanken- und Bildimpulsen. Ich finde diese sehr lebendig und erfrischend. Das tut mir gut! Ja, Fastenimpulse können erfrischend sein! Und ich schätze das Projekt projektfastenzeit.org. Bei ihnen ist die Vertiefung der Impulse in der Stille wesentlicher Teil. Die Stille öffnet mir den Raum nach innen.

Ich spüre, was mich jetzt bewegt. In diesem Bewusstsein öffne ich mich für Gottes Gegenwart. In ihr bin ich wahrgenommen, in ihr kann ich „ganz“ sein. Die Impulse – in diesem Jahr „ganz schön zerbrechlich – du mein ebenbild“ – können vom Kopf nach innen wirken. Dort verankern sie mich in meiner Gottesbeziehung. Gestärkt gehe ich in den Tag.

Die Fastenzeit ist mit Ostern zu Ende. Dann ist der Fastenkalender zu Ende geblättert und ich werde wieder das Glas Wein genießen.

Ich bin gespannt, was aus diesen nächsten Wochen über Ostern hinaus mit mir mitgehen wird. Es ist bestimmt etwas dabei.

Ich wünsche Ihnen eine gute (Fasten)-Zeit!

Diakonin Annette Stambke, Seniorenhilfe Stiftung kreuznacher diakonie.