Das Gespräch führte Joachim Kübler

Corona hat in vielen Bereichen auch zu positiven Entwicklungen geführt. Welche sind das, aus Ihrer Sicht als Einrichtungsleiter, gewesen?

Michael Stahl: Das war mit Sicherheit die Digitalisierung. Wir haben recht schnell Tablets angeschafft und den Bewohner*innen für die Kommunikation – via Skype – mit deren Angehörigen zur Verfügung gestellt. Aber auch für die soziale Betreuung war die digitale Kommunikation in der sehr schweren Zeit hilfreich. Wir erweitern jetzt auch nach das WLAN-Netz in alle Wohnbereiche, sodass sich unsere noch aktiven und interessierten Bewohner*innen in das Netz einwählen können. Gerade dieser Tage startet im Bereich der Digitalisierung, mit der Medienanstalt RLP, das Forschungsprojekt DiBiWohn – da sind wir Vorreiter in Rheinland-Pfalz. Das Projekt will herausfinden, wie sich für hochaltrige Menschen digitale Teilhabe ermöglichen lässt. Gefördert wird das Projekt übrigens vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Was bedeutet das konkret?

Michael Stahl: Konkret bedeutet das, dass Seniorinnen und Senioren beim Umgang mit Smartphones, Tablets und den damit verbundenen Möglichkeiten von dazu geschulten Mitarbeitenden und Ehrenamtliche angelernt werden.

Ich habe im Erdgeschoss begeisterte Seniorinnen und Senioren beim Videospielen gesehen – das ist ja sehr fortschrittlich.

Michael Stahl: Ja, Sie meinen die Memore-Box. Wir sammeln mit der Spielkonsole schon seit 2019 Erfahrung. Das ist ein Projekt der Barmer Ersatzkasse, die das auch finanziert. Die Konsole bzw. die zahlreichen Spiele sind nicht nur Zeitvertreib – es geht ganz praktisch um die Förderung von Körper und Geist mit den Zielen: Sturzprävention, Herz-Kreislauf-Training, Muskeltraining, mentale Gesundheit aber auch soziale Teilhabe und natürlich jede Menge Spaß.

Gibt es auch für demenziell erkranke Personen entsprechende Trainings.

Michael Stahl: Ja, wir nutzen die nicht-medikamentöse Therapie mit dem Namen MAKS. Das ist ein aus vier Modulen bestehendes Training. Es geht darum, dass wir damit die motorischen, kognitiven, sozialen und alltagspraktischen Fähigkeiten fördern. Der Schweregrad der Module kann an der jeweilige Demenz ausgerichtet werden. Die Wirksamkeit von MAKS wurde wissenschaftlich untersucht und belegt. MAKS ist als eine langfristige, intensive und wirksame Förderung von Menschen mit Gedächtniseinschränkungen sehr geeignet und steigert bei den Bewohnern das Allgemeinbefinden sowie die Lebensqualität.

Das Elisabeth Jaeger Haus hat, mit Ihnen Frau Stambke, eine hauptamtliche Diakonin, die sich um die Gottesdienste kümmert, Seelsorgerin ist und auch die Ehrenamtlichen koordiniert.

Annette Stambke: Ich denke, dass die Bewohner*innen durch meine hauptamtliche Tätigkeit profitieren können. Die soziale Betreuung spielt in einem Altenheim eine ganz wichtige Rolle. Ich bin dieser als Seelsorgerin angegliedert. Ich sehe meine Tätigkeit auch als Teil des Pflegeprozesses – Körper, Geist und Seele gehören zusammen – auch spirituelle Bedürfnisse gehören dazu.  Zudem ist meine Aufgabe, ethische Fragen und deren Abklärung, insbesondere in der letzten Lebensphase, mit zu moderieren. Nach dem Ableben der Bewohner*innen biete ich, sofern gewünscht, Aussegnungsfeiern an. Angehörige können in diesem Rahmen in Würde, Ruhe und im Vertrauen auf Gottes Beistand Abschied nehmen. Insofern kann ich auch für Angehörige eine Bezugsperson sein, auch und gerade in dieser Phase.

Welche Rolle spielt die Konfession bei Ihrer täglichen Arbeit?

Annette Stambke: Bei meinen seelsorglichen Gesprächen spielt die Konfessionszugehörigkeit oder Religion erstmal keine Rolle. Ich mache meine Besuche nicht konfessions- oder religionsgebunden. Wenn sich dazu Austausch und Anliegen entwickeln, ist das natürlich Thema. Glaube und Religiösität und die jeweilige persönliche Prägung sind hier im Haus für nicht wenige Menschen elementarer Teil des persönlichen Lebens. Dafür bin ich als Seelsorgerin natürlich ansprechbar und biete diesen Raum auch an. Da ist mir auch unser Kontakt zur kath. Kirchengemeinde wichtig, z. Bsp., wenn eine Krankensalbung gewünscht wird. Unsere Gottesdienste sind evangelisch, doch wir laden konfessionsunabhängig ein. Jeder kann die Angebote wahrnehmen. Wir hoffen dennoch, dass ab Herbst wieder katholische Gottesdienstangebote stattfinden können. Zudem haben unsere Mitarbeitende unterschiedliche Konfessionen und Religionen. Das ermöglicht auch, und unter Umständen ganz unmittelbar, ein religiöses Gespräch oder z. Bsp. ein Gebet mit einer Bewohnerin oder einem Bewohner. Für Menschen, mit zum Beispiel islamischem Glauben, würden wir auch Beistand aus den jeweiligen Gemeinden oder Glaubensgemeinschaften organisieren, wenn gewünscht.

Zudem bietet das Elisabeth Jaeger Haus verschiedene Wohnformen für das Alter an. Welche Anzahl an Plätzen hat das Haus?

Michael Stahl: Für unsere jüngeren Senioren, diejenigen die sich selbständig versorgen können und keinen Pflegebedarf haben, sind in der obersten Etage des Hauses 17 Einzimmerapartments. Über einen Betreuungsvertrag kann man an unseren Veranstaltungen teilnehmen – auch die Schwesternrufanlage ist ein Teil davon. Sollten hauswirtschaftliche Leistungen oder Pflege gewünscht oder nötig sein, vermitteln wir diese. Zudem haben wir je fünf Plätze für Kurzzeit- und Tagespflege und 90 Zimmer für die Vollzeitpflege und zwar in verschiedenen Wohn- und Betreuungsformen.