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Definition, Symptome und Behandlung

Harninkontinenz bezeichnet den teilweisen oder kompletten Verlust der Kontrolle über die Blasenentleerung. Der Verlust der Blasenkontrolle ist ein recht häufiges und oft sehr peinliches Problem. Die Intensität reicht von gelegentlichem und geringem Harnverlust beim Husten oder Lachen bis hin zu einer plötzlich auftretenden kompletten Blasenentleerung.

Neben ungewolltem Harnverlust leiden Betroffene unter häufigem Toilettengang, Störung der Nachtruhe durch mehrmaliges Aufstehen, um Harn zu lassen, sowie plötzlich auftretenden starken Harndrang.

Inkontinenz hat häufig mehrere Ursachen. Sie hängt in der Regel mit Störungen oder Schäden der Muskeln oder Nerven im Unterleib zusammen. Bei Frauen kann Inkontinenz beispielsweise nach einer Geburt oder in den Wechseljahren entstehen. Durch die verringerte Östrogenproduktion verändert sich das Gewebe in der Blase und zieht manchmal eine Blasenschwäche nach sich. Bei Männern sind häufig Prostata-Erkrankungen die Ursache einer Harninkontinenz. Auch wenn die Inkontinenz häufiger bei älteren Menschen auftritt, ist sie nicht ausschließlich bei Senioren zu beobachten.

Es gibt verschiedene Auslöser für den unkontrollierten Urinverlust: Manche Personen leiden nur vorübergehend an den Symptomen einer Blasenschwäche, andere wiederum leben viele Jahre mit einer Inkontinenz. Bestimmte Medikamente, Lebensmittel und Getränke können stimulierend auf die Blase wirken und dazu führen, dass man einen erhöhten Harndrang verspüren. Beispielsweise: Alkohol, Koffein, Schokolade, stark gewürzte Speisen, Zitrusfrüchte, Herz- und Blutdruckmedikamente und hohe Dosen von Vitamin C. Auch Harnwegsinfekte und eine Obstipation können einen verstärkten Reiz auf die Blase erzeugen.

Länger andauernde Harninkontinenz wird hauptsächlich durch körperliche Probleme oder Veränderungen verursacht.

Ein weiterer Grund für den unwillkürlichen Harnverlust ist das Alter der Betroffenen. Mit zunehmendem Alter lässt auch die Fähigkeit der Blase nach, den Urin zu speichern.

Grundsätzlich spricht man von fünf verschiedenen Formen der Inkontinenz:

  • Belastungsinkontinenz
  • Dranginkontinenz
  • Mischinkontinenz
  • Überlaufinkontinenz
  • Reflexinkontinenz

Bei einer Belastungsinkontinenz geht beim Heben, Husten oder Lachen unkontrolliert Urin ab. Sie wird auch Stressinkontinenz genannt. Sie ist die am häufigsten auftretende Harninkontinenzform. Frauen sind aufgrund ihrer Anatomie öfter betroffen als Männer. Durch eine Schwächung des Schließmuskels am Blasenhals kann der Harn bei Druck auf die Harnblase nicht gehalten werden. Es kommt zu unwillkürlichem Harnverlust. Diese Form der Harninkontinenz wird hauptsächlich durch eine schwache Beckenbodenmuskulatur ausgelöst und kann mit einer Stärkung des Beckenbodens recht gut therapiert werden. Bei älteren Betroffenen ist die Erschlaffung der Muskulatur auf das fortschreitende Alter zurückzuführen.

Bei einer Dranginkontinenz oder einer überaktiven Blase ist der Harndrang so plötzlich und dringend, dass die Toilette nicht rechtzeitig erreicht wird. Der Betroffene spürt einen plötzlich auftretenden Harndrang, der nicht unterdrückt werden kann. Auch hier werden zwei verschiedene Formen unterschieden:
Bei der sensorischen Dranginkontinenz ist die Wahrnehmung der Blasenfüllung gestört. Durch Entzündungen, Steine oder Tumore entsteht ein frühzeitiges Völlegefühl der Blase. Die motorische Dranginkontinenz hingegen beruht auf gestörten Nervenimpulsen, welche einen nicht unterdrückbaren Harndrang hervorrufen. Ursachen sind häufig neurologische Erkrankungen, wie etwa Parkinson oder Multiple Sklerose. Oft kommt bei älteren, pflegebedürftigen Menschen eine Mischung aus diesen Formen vor.

Von einer Mischinkontinenz spricht man, wenn Symptome einer Belastungsinkontinenz und einer Dranginkontinenz auftreten. In der Regel ist eine der beiden Formen stärker ausgeprägt als die andere. Eine Therapie der Mischinkontinenz sollte daher aus einer Kombination beider Behandlungsmethoden, sowohl für die Belastungsinkontinenz als auch für die Dranginkontinenz bestehen. Die Therapieansätze sind in diesen Fällen sehr individuell und richten sich nach der Stärke der Symptome der einzelnen Formen.

Die Überlaufinkontinenz stellt eine besondere Form der Blasenschwäche dar. Hier ist die Blase ständig gefüllt und der Betroffene hat Probleme mit dem vollständigen Entleeren. Da ein ständiger Druck auf der Blase lastet, verliert der Patient tröpfchenweise Urin.

Bei der Reflexinkontinenz kommt es durch eine Fehlsteuerung zwischen Gehirn und dem Zentrum im Rückenmark, welches für die Blasenfunktion verantwortlich ist. In diesem Fall kann es zu einem Kontrollverlust über den Schließmuskel der Blase kommen. Ungewollt Urin zu verlieren, ist nicht nur unangenehm. Inkontinenz kann auch zu gesundheitlichen Problemen und seelischen Belastungen führen.

Inkontinenz kann zu Entzündungen der Harnwege führen. Bei älteren Menschen mit Inkontinenz entleert sich die Blase beim Wasserlassen oft nicht vollständig. Dann vermehren sich Bakterien in der Harnblase leichter. Auch über entzündete Haut können sich Bakterien ausbreiten.

Inkontinenz verändert den Alltag. Die Toilette muss immer in der Nähe und schnell zu erreichen sein. Auf Unterstützung oder auf Hilfsmittel wie Windelhosen angewiesen zu sein, kann sehr belasten und verunsichern. Hinzu kommen vielleicht Gefühle wie Scham, Trauer, Ärger und Wut.

Längerer Kontakt mit Urin kann die Haut schädigen. Sie wird wund und kann sich entzünden. Bei Inkontinenz ist es besonders wichtig, die Haut im Intimbereich zu schützen. Denn: Urin können die Haut angreifen und schädigen. Auch Infektionen können entstehen. Der richtige Ablauf der Intimpflege und geeignete Produkte tragen dazu bei, Hautprobleme zu vermeiden

Obwohl sie häufiger auftritt, wenn Menschen älter werden, ist die Harninkontinenz keine unvermeidliche Folge des Alterns. Wenn die Harninkontinenz Ihre täglichen Aktivitäten beeinträchtigt, zögern Sie nicht, Ihren Arzt aufzusuchen. Für die meisten Menschen können einfache Änderungen des Lebensstils oder medizinische Behandlungen das Unwohlsein lindern oder die Harninkontinenz stoppen. Es ist wichtig, bei Inkontinenz ärztlichen Rat einzuholen. So können Ursachen geklärt und hilfreiche Maßnahmen ergriffen werden. Die Therapiemöglichkeiten sind sehr vielfältig. In Betracht kommen folgende Maßnahmen: Beckenbodentraining, medikamentöse Therapie, Blasentraining, individuelle Ursachenbeseitigung, wie etwa eine Operation, Hormonelle Therapien, Selbstkatheterismus, Stimulation mit Elektroimpulsen. Um Betroffenen den Umgang mit der eigenen Blasenschwäche zu erleichtern, gibt es neben den Therapiemöglichkeiten unterschiedliche Inkontinenzhilfsmittel. Diese sind besonders zur Gewährleistung der Hygiene und einer einfacheren Meisterung des Alltags wichtig. Je nach Schwere der Harninkontinenz gibt es verschiedene Hilfsmittel, wie etwa Vorlagen, Windeln, Bettschutzeinlagen, Inkontinenzslips oder Katheter. Lassen Sie sich von einer Pflegefachperson beraten.

Christine Wolf