„Seelen-Tanke“
Warum diese Unterseite und warum der Name “Seelen-Tanke”?
Wir fahren auf der Autobahn. Die Autobahn heißt Leben. Manch einer kommt nur mühsam voran, transportiert schwere Last. Andere sind fröhlich unterwegs, fahren in den Urlaub, freuen sich auf die Ferien. Dann gibt es welche, die mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, ihrem Fahrzeug und sich selbst trotz Gefahr Höchstleistungen abverlangen. Eins ist allen gemein. Irgendwann stockt die Fahrt, der Treibstoff wird knapp, die Konzentration lässt nach. Hunger, Durst und der Wunsch nach Pause drängen sich ins Zentrum der Wahrnehmung. „Wann kommt die nächste Tanke?“, fragen sich die Mutter, der Brummifahrer, die eilige Geschäftsfrau oder der Großvater hinter dem Steuer. Irgendwann kommt die „Tanke“ – bunte Schilder weisen den Weg, das Ziel ist erreicht. Die Ressourcen werden aufgefüllt, Bedürfnisse erfüllt. Erleichterung. Zeit zum Innehalten, bevor es weitergeht. Zeit, ein wenig Seele durchatmen zu lassen.
Ja, oft ist es an der Zeit, im Leben Inne zu halten. Zeit zu finden – zur mentalen Erholung und Inspiration. Diese wollen wir Ihnen auch hier – mit den Texten und Berichten unter dem Label „Seelen-Tanke“ – schenken. Entspannen Sie sich, holen Sie sich Tipps und Anregungen für den Alltag, und freuen Sie sich, dass der Weg nach der Lektüre leichter erscheint. Und kommen Sie wieder. An unserer Tanke gibt es immer wieder neuen mentalen Treibstoff – für einen guten Weg im weiteren Leben. Tanken Sie auf. Holen Sie sich Energie. Hier bei uns finden Sie das Passende.
Die Autoren auf dieser Seite sind:
Ute Weiser (Pfarrerin Ev. Kirchengemeinde Bad Kreuznach)
Bärbel Dörr (Ansprechpartnerin und Seelsorgerin in der katholischen Kirchengemeinde der Stadtpfarrei Heilig Kreuz)
Annette Stambke (Diakonin, Seniorenhilfe kreuznacher diakonie)
Annerut Marx (Dipl.-Sozialarbeiterin, Pflegestützpunkt)
Udo Foerster (Gesellschafter, meinSanihaus)
Sehnsucht nach Verbundenheit

Foto: Annerut Marx
Vor Kurzem habe ich einen Vortrag der bekannten Traumatherapeutin Luise Reddemann gehört, mit dem Inhalt „Was uns in Krisen hilft“. Der Vortrag hat mich beeindruckt, vor allem wurde mir eine Empfehlung von ihr sehr wichtig:
„Verbundenheit wahrnehmen“
Gerade in diesen unsicheren Zeiten, wo ein anscheinend unlösbarer Krieg in Europa unsere Seele bedrückt und viele von uns sich vermutlich fragen, wohin das noch führt, hilft es mir zu überlegen, was jetzt guttut. Und ja, ich stelle fest, gerade das Gefühl der Verbundenheit, des Eingebundenseins, des Nicht-Alleine-Seins hilft mir, mit meinen Ängsten und Stimmungen umzugehen.
Vielleicht haben Sie ebenso wie ich gerade jetzt auch eine besonders große Sehnsucht nach Verbundenheit? Vielleicht auch gerade jetzt, wo die Corona-Pandemie uns aus ihren ganz strengen Fesseln entlässt?
Ich frage mich: Wo und wann ist Verbundenheit für mich spürbar? Und wie kann ich dieser Sehnsucht nachgehen, um sie zu erfüllen? Was kann ich dazu beitragen, um mich für das Erleben von Verbundenheit zu öffnen?
Mir fallen spontan ein paar Alltagssituationen ein:
Wie gut hat mir gestern das persönliche Gespräch mit meiner Kollegin getan, in dem wir unsere Sorgen und Befürchtungen teilen konnten. Und auch das Telefonat mit einer Freundin, die ich lange nicht gesprochen habe, ruft in mir ein wohliges Gefühl hervor.
Wie sehr genieße ich gerade einen Spaziergang in der Sonne, die Wärme, das Zwitschern der Vögel, die Grünkraft der Natur und das Strahlen der gelben Rapsfelder und ich mitten drin – verbunden mit all der Schönheit von Gottes Schöpfung.
Auch das gemeinsame Gebet im Gottesdienst für die Menschen in der Ukraine verbindet und ruft in mir ein gutes Gefühl der Verbundenheit hervor – all dem Leid und dem Schlimmen zum Trotz.
Und der Regenbogen als christliches Symbol von Gottes Bund mit den Menschen, erinnert mich daran, dass auch der dreieinige Gott mit mir in Verbundenheit leben will. Es ist wie ein kleiner Erinnerungsgruß vom Himmel, mit dem Gott mir zuruft: „Ich bin da!“
Wie gut es tut, all dies bewusst wahrzunehmen und mich daran zu erinnern!
Machen Sie gerade auch ähnliche Erfahrungen? Wo und wie erleben Sie das Gefühl der Verbundenheit? Vielleicht fallen Ihnen ganz andere Erlebnisse dazu ein?
Ich wünsche uns, dass wir der Sehnsucht nach Verbundenheit in uns Raum geben und die alltäglichen Gelegenheiten nutzen, um Verbundenheit spürbar werden zu lassen!
Ihre Annerut Marx
Der Glaube muss erlebt und gelebt werden

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Maria Magdalena geht am Ostermorgen zum Grab, es ist leer. Und als sie der vermeintliche Gärtner mit ihrem Namen ruft: „Maria“, erkennt sie Jesus, der nicht im Tod geblieben ist, sie erkennt ihn als Lebendigen. Bei ihrem Namen gerufen, erfährt Maria ganz leise ein Stück vom Wunder der Auferstehung, davon, dass der Tod und Gewalt nicht das letzte Wort haben über unser Leben. Maria wird durch die Begegnung am Grab selbst verwandelt. Von der Trauernden wird sie zur Verkünderin. “Ich habe den Herrn gesehen! Jesus ist neu in mein Leben getreten, als ich dachte, jetzt ist alles vorbei hat er mich bei meinem Namen gerufen“ .
Ich denke Ostern kann man nicht theoretisch glauben. Auch Trauer und Freude kann man nicht theoretisch besprechen, es muss erlebt und gelebt werden. Die Urerfahrungen des Lebens gehen nicht zuerst durch den Kopf, sondern durch Mark und Bein, durch Leib und Seele. Glaube ist immer für den Ernstfall. Man muss mit eigenen Füßen, mit eigenen Herzen die Wege mitgehen, die andere vor uns gegangen sind. Die Bibel erzählt Landschaften von Trauer und Trost und wie die Zeuginnen und Zeugen vor uns darin gegangen sind. In unseren Andachten, Gottesdiensten und Gesprächen miteinander malen wir an diesen Landschaften weiter, mit unserem Kummer und unsere Hoffnung, dass Gott seine Wunder auch bei uns geschehen lässt, dass auch wir heute aus Not und Tod gerettet werden und er den Gewaltherrschern nicht den Triumph überlässt.
An Ostern, jedes Jahr auf neue, gehen wir mit Maria Magdalena mit, werden bewegt, werden bei unserem Namen gerufen, werden verwandelt von der Dunkelheit ins Licht.
Und an Ostern besingen wir das Wunder der Auferstehung, wir feiern das Geheimnis und erforschen, ob Ostern auch unser Leben trägt und hält, auch dann, wenn es ernst wird. Und vielleicht werden auch wir zu Zeuginnen und Zeugen: “Ja, ich habe den Herrn gesehen. Er ist wahrhaftig auferstanden. Darum fürchte ich mich nicht und habe Mut für jeden neuen Tag.“
Sabine Stierle, Pfarrerin Ev. Kirchengemeinde Bad Kreuznach
Resilienz und die Macht des Geistes: Wege aus der Dunkelheit
Stellen Sie sich vor, es ist dunkel. Ja, Sie befinden sich in einem sehr dunklen Raum. Was geht Ihnen durch den Kopf? Was denken Sie? Warum bin ich hier? Wie komme ich hier raus?
Sie sind extrem angespannt. Emotional – auch physisch. Ihr Puls ist schnell, der Atem fliegt. Unsicherheit, Hilflosigkeit, Angst bestimmen ihre Gefühle. Panik zieht auf.
Bedenken Sie jedoch eins: Sie sind bei klarem Verstand. Ihr wichtigstes Werkzeug arbeitet einwandfrei – Ihr Geist / Ihr Gehirn. Setzen Sie dieses Werkzeug ein. Denken Sie! Denken Sie über Ihre Situation nach. Analysieren Sie die Lage möglichst präzise – und atmen Sie dabei. Ruhig und beständig.
Hören Sie auf ihren Atem, versorgen Sie ihren Körper und ihr Gehirn ruhig und beständig mit lebenswichtigem Sauerstoff. Ruhig und beständig. Dann analysieren Sie weiter. Was folgt nach der Beschreibung der Situation?
Sie entwerfen Handlungsmöglichkeiten, um Ihrer Situation zu entkommen. Oder mehrere Handlungsalternativen zum Beispiel, die Sie in die Tat umsetzen. Als Erstes schauen sich konzentriert im Raum um. Gibt es irgendwo eine Tür? Ein Fenster? Sie orientieren sich, Sie reflektieren Ihre Situation erneut. Bewusstes Reflektieren und das ruhige Entwerfen alternativer Lösungen bringt Sie ans Ziel. Sie finden einen Ausgang, öffnen ihn und gehen hinaus.
Situationen dieser Art sind im Alltag eher untypisch. Hier spricht man eher von Überreizung, Überforderung durch Unbekanntes und Unerwartetes sowie Überlastungen, die zu Stress führen. Das Problem: Die Leistung des Gehirns, des rationalen Denkens wird zunächst beeinträchtigt. Sie geraten in eine Art mentale Schock-Starre. Man befindet sich im Zustand der so genannten „Verengung“, wie sie der Kölner Personalberater und Wissenschaftler Andreas Seitz in seinem Buch „Durch die Krise führen“ auf Seite 20 beschreibt.
Merkmale / Kennzeichen sind:
- Eine verengte Perspektive
- Eingeschränkter Zugang zu internen und externen Ressourcen
- Angst und Unsicherheit
- (Selbst-)Vertrauensverlust
- Starre und Schuldzuweisungen
- Wirkungslose, unklare Kommunikation
- Vorurteile
- Impulsivität
Erst wenn es gelingt, die eigene Situation klar zu analysieren und Handlungsalternativen zu entwickeln, ist man einen Schritt weiter. Man befindet sich in der Phase der Öffnung bzw. der Lösungsentwicklung.
Auch hier findet man am Ende einen Ausgang.
Verinnerlicht man ein solches methodisches Vorgehen in der Reaktion auf Stress-Situationen, hat man die erste Stufe einer eigenen „Resilienz“ erreicht – und man findet den Weg zu neuem Handeln.
Nach landläufiger Definition bedeutet „Resilienz“ nichts anderes als die Fähigkeit, gelassener auf Stress auslösende Reiz zu reagieren. Dabei ist es wichtig, diese Methodik konsequent anzuwenden – je öfter, je vielfältiger die Herausforderungen und die Lösungen, desto stärker die eigene Resilienz.
Resilienz hilft im Umgang mit Krankheit, Burnout, Überlastung – auch bei Pflegenden – ja sogar beim Tod naher Angehöriger.
Wenn Sie das nächste Mal eine Art von Dunkelheit erleben, bleiben Sie nicht erstarrt, atmen Sie ruhig und beständig – und nutzen Sie Ihr wichtigstes Werkzeug – Ihren Geist / Ihr Gehirn.
Und vor allem: Bleiben Sie optimistisch! Denn Optimismus ist einer der wichtigsten Resilienz-Booster. Ebenso Selbstvertrauen. Denn eins sollte Ihnen klar sein: Sie bestehen jede Herausforderung! Vertrauen Sie auf sich, Ihre geistige Flexibilität und Ihre Lösungskompetenz!
Dazu ein Wort zum Schluss – aus der Feder des renommierten Börsen- und Finanzexperten André Kostolany (1906 – 1999): Wenn die Nacht am Finstersten ist, ist der Morgen am Nächsten.
Text:
Udo Foerster
Bärbel Dörr: “Freiräume”

Foto Alfons Dörr
Im März heißt es wieder aufatmen, nach dem langen Winter kündigt sich endlich der Frühling an. Wir können es förmlich spüren und riechen. Das Licht hat sich verändert, die Tage werden länger und die Sonnenstrahlen wärmen schon die Seele.
Aufatmen und Auftanken – das ist unsere Sehnsucht in dieser Zeit.
Nach den Faschingstagen – die ja mal wieder ausgefallen sind – kommt nun die Fastenzeit bis zum Osterfest und das ist ja eine besondere Zeit zum Innehalten. Wir können die Veränderungen in der Natur beobachten und auch in unserem Alltag wollen wir jetzt einiges ändern. So wie wir die dicken Winterjacken und Wollpullover aussortieren und die Schränke aufräumen, können wir das auch im persönlichen Bereich.
- Vielleicht wollen wir unsere eingefahrenen Essensgewohnheiten verändern und etwas Gewicht verlieren, oder uns besser und gesünder ernähren.
- Vielleicht wollen wir uns öfter mal bewegen und etwas mehr Sport treiben.
- Vieleicht wollen wir unseren Terminkalender entschlacken, mehr Prioritäten setzen und Zeit gewinnen für die wichtigen Dinge im Leben.
Zeit für uns selber!
Wenn solche und ähnliche Prozesse bei uns in Gang kommen, dann kann es ein Beginn sein, unsere Seele wieder aufzutanken! Den Staub des Winters und den Ballast wollen wir abwerfen und mit „leichtem Gepäck“ weiterreisen. Das eröffnet uns Freiräume, die wir so dringend brauchen – wie die Luft zum Atmen. Diese Freiräume erhoffen wir uns in diesem Monat, sie helfen uns beim Bewältigen unserer vielfältigen Aufgaben in Familien und Beruf. Wir hoffen auf Erleichterungen bei den Corona-Maßnahmen und wieder mehr Möglichkeiten unsere guten Kontakte und Freundschaften zu pflegen, um unsere Kontakte und Freundschaften pflegen zu können.
Echte Freundschaften und gute Beziehungen machen unser Leben lebenswert und können so manche schwierige Zeiten heller machen.
Ein achtsamer Umgang mit uns selber und unseren Mitmenschen hilft uns freizuräumen, Kraft zu tanken und zuversichtlich in den Frühling zu gehen.
Das wünsche ich Ihnen in dieser Zeit von Herzen!
Bäbel Dörr
Ansprechpartnerin und Seelsorgerin in der katholischen Kirchengemeinde der Stadtpfarrei Heilig Kreuz.
Diakonin Annette Stambke: „Orientiere dich am Licht“

Foto: Markus Stambke
So hörte der Autor Sebastian Schmid in seinem gleichnamigen Gedicht die drei Weisen zu sich sprechen, als er sie nach dem ´Woher komme ich` und ´Wohin gehe ich` fragte.
„Orientier dich am Licht“ kann auch einen Monat nach dem Jahreswechsel noch eine Weisung sein, die uns guttun kann, die fast für sich selbst spricht in dieser Zeit.
Im Februar spüren wir schon ganz deutlich, dass der Winter nicht mehr so lange dauern wird. Die Tage sind wieder länger hell, die Sonnenstrahlen wärmen uns schon ein wenig, die ersten Frühlingsblumen strecken ihre Spitzen aus der feuchten Erde hin zum Licht.
In der katholischen Tradition der Feier zu Maria Lichtmess am 2. Februar wurden früher an diesem Tag in der Messe die Kerzen geweiht, die die Familie das Jahr über brauchte und es gab Anfang Februar Kerzen- und Wachsmärkte, sogenannte Lichtermessen.
Im jüdischen Kalender gilt der zweite Monat als Brückenmonat. Wird der erste Monat als Monat der Erlösung bezeichnet, in dem das Licht des Ewigen dem Volk Israel erscheint, ohne dass es etwas dafür tun muss, soll im Brückenmonat der Mensch das Licht aufnehmen und verinnerlichen und es dann wieder in die Welt einbringen.
Wir sind als Menschen eingebunden in die Natur und ihre Rhythmen und Kräfte seit Anbeginn der Schöpfung, auch in unserer hochtechnisierten Zeit. In ihnen entdecken wir nicht nur die Verbindung zu unserer körperlichen Lebendigkeit durch die Tage und Jahre unseres Lebens hindurch, sondern wir entdecken auch den Bezug zu unserem Geist und zu unserer Seele, zu unseren Wiederholungen und zu unserem Wandel, zu unseren Bedürfnissen und zu unseren Kraftquellen, zu unserem Glauben und seinen Bildern und Lichtworten.
Wenn wir nun im Februar das langsam wachsende Licht genießen, wenn wir unser Gesicht ihm entgegenstrecken und seine milde Wärme auftanken und seinen zarten Schein, dann mag es auch in unserer Seele flüstern „orientier dich am Licht“. Es ist da.
Diakonin Annette Stambke, Seniorenhilfe Stiftung kreuznacher diakonie
Zeit der Wunder

Bildrechte: Ute Weiser
Bald ist Weihnachten – welche Regeln werden dann gelten? Werden wir – wie letztes Jahr – ein Weihnachten der Vorsicht feiern müssen? Oder mehr Möglichkeiten haben? Eines ist sicher: wir werden trotzdem versuchen, Weihnachten so schön wie möglich zu machen für die, mit denen wir feiern. Mancher und manche überfordert sich jedoch dabei, vergisst, dass auch für uns selbst Weihnachten werden soll. Andere wiederum haben Angst vor diesen Tagen, weil Erinnerungen traurig machen. Wie können wir so oder so Weihnachten zu einer guten, Mut machenden Zeit machen?
Weihnachten ist die Zeit der Wunder, so haben wir es als Kinder erlebt. Mein Vorschlag ist: lassen Sie uns wieder Kind werden! Also die Weihnachtszeit 2021 dafür nutzen, Wunder im Alltag neu zu entdecken. Schließlich wurde Jesus selbst ja auch als Baby in eine einfache, normale Familie hineingeboren,- ein Wunder mitten im Gewöhnlichen. Wo also sind Wunder in meinem Leben? „Die Welt ist voll alltäglicher Wunder“, meint auch Luther. Während ich darüber nachdenke, fällt mir viel ein. Dass ich zu essen habe, ein Dach über dem Kopf, ein Gesundheitssystem, das funktioniert, Menschen und Institutionen da sind, an die ich mich in der Not wenden kann – davon ist nichts selbstverständlich. Die wunderbare Natur und der Frieden in unserem Land sind auch nicht selbstverständlich, Familie und Freunde erst recht nicht. Je mehr ich überlege, desto mehr entdecke ich – auch an eigenen Erlebnissen. Zum Beispiel: eines Tages lag bei mir im Briefkasten ein Paket. Eine Postkarte war drin, gestaltet von Menschen, die ich nicht kenne, die mich nicht kennen. „Kopf hoch!“, und „Wir wollen einander Mut machen in dieser Zeit“, stand darauf. Tagelang habe ich mich gefreut, gestrahlt über diese Idee, sie weiterverschenkt, vielleicht anderen damit auch eine Freude gemacht. Eine kleine Geste nur, aber was für ein Wunder! Oder: da war die Begegnung mit einem Menschen, die mir guttat, das Wort, das mir in meiner Situation half, das Lächeln, der Einklang der Gedanken- auch das sind kleine Wunder! Nichts ist selbstverständlich: die freundliche Kassiererin im Supermarkt nicht, der Nachbar, der mein Paket annimmt nicht, Menschen, die sagen: „Schön, dass du da bist!“ erst recht nicht. Gemeinsames Essen und dass wir einander (noch) haben,- das sind alles alltägliche Wunder, die wir oft genug nicht würdigen. Wenn wir sie aber mit dem Herzen sehen, dann machen sie uns Mut, schenken Freude und Glück. Nicht nur in der Weihnachtszeit, hier aber besonders. Ja, Weihnachten ist eine Zeit der Wunder- lassen Sie und das doch wieder neu entdecken! Welche Wunder werden Sie dabei aufstöbern? Welche Menschen, Ereignisse, Dinge werden Ihnen einfallen? Spannend! Ich aber spüre während ich das schreibe: alle diese kleinen, persönlichen Wunder erden das große Wunder der Weihnacht in unserem Leben. Denn in all dem kommt Gott uns nahe, so wie damals in einem Kind im Stall von Bethlehem.
Ute Weiser, Pfarrerin Evangelische Kirchengemeinde Bad Kreuznach