Wir haben ein Zirkuszelt aufgebaut. Neben der Kirche. Den ganzen Monat lang finden alle Gruppen, Gottesdienste, ein Tauffest, Begegnung der Kindertagesstätten und der Konfirmanden, Ausschusssitzungen und Vieles mehr hier statt. Beim Abendgottesdienst „Träumereien unterm Zirkuszelt“ geht es um Träume, die wir haben, oder um solche, die wir vielleicht in die Tat umgesetzt haben, auch um solche, die sich (noch) nicht erfüllt haben.
Wir laden ein Traumorte zu besuchen- Decken, auf denen wir etwas gelegt haben. „Reisen“ ist so ein Traumort oder „Familie, Gemeinschaft, Freundschaft“ ein anderer. Die Menschen gehen herum, bleiben stehen, kommen ins Nachdenken. Manch einer nimmt sich eine Murmel mit, die dort ausliegt- es ist eine Erinnerung an einen Traum, den er oder sie noch erfüllen möchte. Eine Frau greift nach einer Murmel. Ich weiß, sie hat früher tolle Reisen gemacht- jetzt geht das nicht mehr. Sie sagt mit strahlenden Augen: „Ich habe so viel Schönes erlebt. Daran muss ich mich manchmal nur erinnern. Ich bin so dankbar! “
Szenenwechsel: Ich besuche jemanden, der bald sterben wird. Er wohnt in einem Wochenendgebiet mitten im Wald. Als ich hinfahre, sehe ich wunderschöne kleine Häuser, Menschen haben sich hier ihren Traum erfüllt. Auch das Haus, in das ich gehe, ist ein kleines Paradies mit einem wunderschön gestalteten Garten. Mein Besuch dort ist nicht traurig oder ernst, er ist angefüllt mit Dankbarkeit. „Das hier war mein Paradies- ich habe alles hier genossen“, berichtet der Mann. „Ich bin so dankbar!“
Keine Verbitterung, dass jetzt diese Krankheit zum Tode da ist, nur Dankbarkeit. Ein glücklicher Mensch! Mein Herz wird selber mit Freude und Wärme erfüllt bei diesem Besuch.
Und ich denke: Wir haben ganz sicher allen Grund, dankbar zu sein, auch wenn jetzt manches nicht mehr geht. Einfach mal zurückschauen, ehrlich, ohne Verbitterung. Sicher sind irgendwo in unserem Leben Träume wahr geworden, haben wir etwas erreicht, was wir uns gewünscht haben oder aber haben etwas geschenkt bekommen, mit dem wir nicht rechneten. Man muss es nur sehen lernen, auch in schweren Zeiten behalten oder wieder erkennen lernen- wie die Frau im Zirkuszelt, wie der Mann, der bald sterben wird.
Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens, sagt jemand, und wer dankbar ist, so meine ich, dessen Herz wird immer voll Freude und Wärme sein. Und das strahlt aus, breitet sich aus, gibt anderen ebenfalls Freude und Dankbarkeit mit. Der Herbst und das Ende des Jahres ist vielleicht eine Zeit, einmal so zurückzuschauen! Welche Träume haben sich bei Ihnen erfüllt, wofür haben Sie Grund dankbar zu sein? Möge es Ihr Herz wärmen!
Quelle:
Ute Weiser (auch Foto)
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