Joachim Kübler sprach mit Carola Beck. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin der KISS Mainz und Ansprechpartnerin im Kontaktbüro “Pflege-Selbsthilfe”

Frage:
Frau Beck, verraten Sie uns zunächst mal, wer Träger und Förderer in Rheinland-Pfalz ist. 

Carola Beck:
Träger ist der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. – gefördert wird die Arbeit der Kontaktbüros Pflege-Selbsthilfe Rheinland-Pfalz durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz sowie durch die gesetzlichen Pflegekassen in Rheinland-Pfalz und die private Pflegeversicherung.

Frage:
Und was ist das genaue Ziel bzw. die Zielgruppe der Pflege-Selbsthilfe?

Carola Beck:
Wenn man einen Angehörigen oder vergleichbaren Nahestehenden pflegt, kann es zu emotionaler und körperlicher Dauerbelastung kommen. Die Folgen können sein: Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder körperliche Schmerzen; man kann davon selbst krank werden. Oft fällt es Pflegenden schwer, auch an sich selbst zu denken. Sich genügend Auszeit zu nehmen, einem Hobby nachzugehen und auch die eigene Gesundheit im Blick zu behalten – all das ist nicht mehr selbstverständlich. Die Sorge um die Nahestehenden ist ja groß, der zeitliche Aufwand enorm.
Da kann eine Pflege-Selbsthilfegruppe sehr hilfreich sein. Dort kann man sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und in der Gruppe Lösungen suchen und Perspektiven entwickeln, die langfristig tragen. Sich Dinge von der Seele reden, nicht mehr allein auf sich gestellt sein und zu merken: „Ich muss gar nicht weit ausholen, die Anderen verstehen sofort wovon ich rede“, tut einfach gut. Emotionale Themen wie z.B. die Veränderung des Partners/der Partnerin oder der Eltern, lange zurückliegende Konflikte, die jetzt plötzlich wieder auftauchen, die eigene Lebensgestaltung und Zukunftssorgen finden Raum. Es werden auch Ideen und Erfahrungen geteilt: zum Beispiel probiert eine Gruppe auf Anregung einer Teilnehmerin gerade ein Musikangebot für Menschen mit Demenz aus, das den Zugang untereinander und das Miteinander auf einer anderen Ebene erleichtert.
Eingebettet in ein Netzwerk aus Fachkräften, die in den Pflegestützpunkten beraten und Pädagog:innen, Ärzt:innen und Psycholog:innen die zum Krankheitsbild wie zum Beispiel Demenz aufklären ist die Gruppe ein guter Ort, um Kraft zu tanken und sich gegenseitig zu stärken.

Frage:
Gibt es denn genug Pflege-Selbsthilfe-Gruppen?

Carola Beck:
In Rheinland-Pfalz gibt es rund 3.000 Selbsthilfegruppen zu den verschiedensten Themen. Dass es die Möglichkeit gibt, eine Pflege-Selbsthilfegruppe zu besuchen, spricht sich langsam herum. Wir helfen gerne bei der Suche. Und wir helfen auch bei der Gründung und dem Aufbau neuer Selbsthilfegruppen. Das Bedeutet, dass wir Möglichkeiten der Selbsthilfeförderung aufzeigen, wir haben ein Netzwerk mit Fachkräften aus dem Gesundheitswesen und der Selbsthilfe und können auch bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Frage:
Was heißt Selbsthilfeförderung konkret?

Carola Beck:
Pflege-Selbsthilfe-Gruppen können im Jahr eine Förderung von bis zu 1.200 Euro beantragen. Das Kontaktbüro PflegeSelbsthilfe c/o KISS Mainz berät bei der Antragstellung. Das Geld kann von den zum Beispiel für Fachliteratur, Büro- und Organisationsmaterial wie Laptop und Telefon eingesetzt werden. Auch Angebote zur Entlastung oder zur Vorbeugung von Überlastung und Burn-Out können hiervon finanziert werden. Dazu gehört zum Beispiel das Kennenlernen von Entspannungsmethoden, aber auch Kreativ- und Musikangebote. Auch gemeinschaftliche Treffen mit Programm, in die die zu Pflegenden integriert werden, zum Beispiel ein kleines Fest oder Ausflug können aus der Gruppenkasse bezahlt werden.

Frage:
Das ist ja ein tolles Angebot. Ist die Beratung kostenlos?

Carola Beck:
Ja, wir informieren, beraten und unterstützen pflegende Angehörige kostenlos.

Frage:
Für welche Städte und Landkreise ist die KISS Mainz bzw. sind Sie Ansprechpartnerin?

Carola Beck:
Ich bin Ansprechpartnerin für Mainz, Mainz-Bingen, Worms, Frankenthal, Kaiserslautern, Rhein-Hunsrück-Kreis, Bad Kreuznach, Alzey-Worms und Donnersbergkreis.

Das sind wertvolle Informationen. Dank, Frau Beck.

 

Carola Beck
Kontaktbüro PflegeSelbsthilfe RLP (c/o KISS Mainz).
Telefon: 06131-1433092
Internet: www.pflegeselbsthilfe-rlp.de
Internet: www.kiss-mainz.de

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Unterstützung für pflegende Angehörige.