Gina Sanders – AdobeStock.com

Die Entscheidung, die Eltern oder einen anderen Angehörigen zu Hause zu pflegen, muss gut überdacht werden. Die Vor- und Nachteile müssen sorgfältig abgewogen werden. Danach muss entschieden werden, ob die Pflege zu Hause möglich ist. Es ist durchaus denkbar, dass man erkennt, nicht in der Lage zu sein, einen Angehörigen selbst zu Hause zu pflegen. Diese Entscheidung sollte sachlich und vorwurfsfrei angenommen werden und nach weiteren Möglichkeiten gesucht werden. Hilfreich dabei ist die professionelle Pflegeberatung die jeder Angehörige in Anspruch nehmen kann. Ansprechpartner sind ausgebildete Pflegeberater der Pflegedienste und Sozialstationen sowie die Sozialarbeiter der Pflegestützpunkte und die Mitarbeiter der Sozialdienste der Krankenhäuser.

 

 

 

Folgende Gesichtspunkte sollten gegeneinander abgewogen werden:

  • Der pflegebedürftige Mensch wird nicht aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen. Muss sich also nicht an neue Gesichter und an neues Pflegepersonal gewöhnen.
  • Der pflegebedürftige Mensch kann auch weiterhin – im Rahmen seiner körperlichen/geistigen Möglichkeiten seinen gewohnten Hobbies nachgehen.
  • Der pflegebedürftige Mensch hat auch weiterhin die Familie um sich und fühlt sich nicht abgeschoben.
  • Der pflegebedürftige Mensch unterliegt nicht den Zwängen und Zeiten eines Pflegeheims. Der Tagesablauf kann individuell gestaltet werden.
  • Die Pflege zu Hause ist kostengünstiger als die Pflege im Heim.
  • Die Pflege zu Hause kann unterstützend mit einem Pflegedienst oder einer 24h-Pflegekraft durchgeführt werden, um die Angehörigen zu entlasten.
  • Ist die Pflegeperson mit der häuslichen Pflege überfordert, kann das schnell zu Problemen innerhalb der Familie führen.
  • Die physische und psychische Belastung der pflegenden Angehörigen ist enorm groß. Die Pflegenden können selbst an einem Burnout erkranken.
  • Wird ein pflegebedürftiges Elternteil im eigenen Haushalt untergebracht, kann die beengte Wohnsituation zu Konflikten führen. Auch die ständige Präsenz des pflegebedürftigen Menschen kann auf Dauer sehr belastend sein. Das Familienleben der Pflegeperson kann stark leiden.
  • Erkrankt die Pflegeperson, muss schnell ein Ersatz gefunden werden. Oftmals ist eine Kurzzeitpflege in einem Pflegeheim nicht von einem Tag auf den anderen zu bekommen. Es besteht die Gefahr, dass der pflegebedürftige Mensch mangelversorgt ist.
  • Lebt der Pflegebedürftige alleine und kommt nicht mehr aus der Wohnung, besteht die Gefahr der Vereinsamung. Die sozialen Kontakte fallen weg.
  • Wird eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung notwendig, kann das nicht mehr von einer Pflegeperson alleine geleistet werden. Im Pflegeheim ist auch nachts für Betreuung gesorgt.
  • Wenn die Pflegeperson ihren Job ganz oder teilweise aufgibt, können finanzielle Einbußen entstehen.
  • Die Vereinbarkeit zwischen Familie, Beruf und der neu hinzugekommenen Pflege kann problematisch werden. Die Pflegeperson hat häufig keine Zeit mehr für ihre eigenen Hobbys und verliert zunehmend ihre sozialen Kontakte.
  • Die Wohnung ist häufig nicht behindertengerecht ausgestattet. Es müssen Umbaumaßnahmen durchgeführt werden, die wiederum finanzielle Belastungen mit sich bringen.

Wenn Sie die Pflege eines hilfebedürftigen Menschen übernehmen, ändert sich für die Familie und den Pflegebedürftigen sehr viel. Dessen muss man sich einfach bewusst sein.